Übung – die Säule der Geduld

05.04.2021

Damit dein Team eigenverantwortlich und in deinem Sinne arbeiten kann, braucht ihr als Team gemeinsam einiges an Übung. Und dabei reden wir nicht von Wochen, sondern von Monaten.

Wie ein Kind das Fahrradfahren lernt, muss auch dein Team lernen, mit der Verantwortung und den neuen Rahmenbedingungen gut umzugehen. Der Übergang von Anfänger zu Könner wird nicht von heute auf morgen gelingen. Genauso wie im Falle des Kinds wird es allerdings nicht helfen, wenn du nicht irgendwann die Stützräder entfernst.

Du kannst dein Team auf der gemeinsamen Reise in zwei Arten unterstützen (und die Zweite ist ein echter Cheat-Code). 

Geduld und Stoizismus

Die erste Art ist: Übe dich in Geduld. Dein Team ist nicht perfekt, genauso wenig wie du es bist. Es werden Fehler passieren. Sieh zu, dass die wirklich kritischen Fehler systematisch abgefangen werden (zum Beispiel durch so etwas wie das 4-Augen-Prinzip, automatische Kontrollen oder Tests mit einer kleinen Zahl von Kund:innen vor größeren Roll-Outs) und lass die kleineren Fehler passieren. "Führung ist die Kunst, kleine Katastrophen gelassen geschehen zu lassen" lautet ein weises Sprichwort. Sieh die Leistung deines Teams in nächster Zeit vielleicht erstmal nach dem Pareto-Prinzip: 80% der Ergebnisse werden mit 20% des Einsatzes erzielt. Konzentrier dich darauf, herauszufinden welche 20% dies sind, hier die Qualität sicherzustellen (z.B. durch Feedbackschleifen) und so die 80% zu erreichen. Den Rest werdet ihr nach und nach aufbauen.

Was du auf jeden Fall vermeiden musst, ist in die Autonomie deines Teams einzugreifen, weil dir die Ergebnisse nicht gefallen. Erliege nicht dem "Mr Fix-It Reflex", bei dem du meinst, du kennst eine bessere Lösung und musst sie der:dem Mitarbeitenden nur noch vermitteln/aufdrängen. Denn sobald du dies tust, zieht sich dein Team wieder zurück und gibt die Verantwortung mental an dich ab. Denk immer daran: Als Führungskraft bist du nicht für die Arbeitsergebnisse deiner Mitarbeitenden verantwortlich! Das sind letztlich nur sie selbst. Du bist dafür verantwortlich, ihnen die Arbeitsumgebung zu bieten, die sie benötigen, um sich bestmöglich zu entwickeln. Natürlich beinhaltet dies auch Coaching hin zu besseren Ergebnissen. Es beinhaltet aber nicht, jedes Arbeitsergebnis zur Kontrolle über deinen Schreibtisch gehen zu lassen. 

Gemeinsam Verbesserungen vereinbaren

Immer mehr Unternehmen adoptieren Retrospektiven als festen Bestandteil ihrer Arbeitskultur. Dabei handelt es sich schlicht um Meetings, in denen Teams nicht über die Inhalte ihrer Arbeit reden, sondern über die Art, wie sie zusammenarbeiten. So wird ein stetiger Verbesserungsprozess ins Leben gerufen, der es dem Team erlaubt, die eigenen Stärken und Schwächen zu reflektieren und Wege zu finden, diese aus- bzw. abzubauen. Das erlaubt ein deutlich schnelleres Lernen und ist der Schlüssel, um dein Team zum eigenverantwortlichen Arbeiten zu begleiten.

Führ dazu regelmäßige Retrospektiven ein, indem du dir und deinem Team ein festes Zeitfenster setzt, in dem ihr euch über eure Arbeitsweise austauscht. Diese Zeitfenster sollten fix sein und nicht leichtfertig verschoben werden (zum Beispiel weil gerade mal wieder zu viel zu tun ist). Nur so kannst du deutlich machen, dass diese Retrospektiven wichtig für den gemeinsamen Erfolg sind. Gute Zeitfenster sind 60-90 Minuten alle zwei Wochen, je nach Größe des Teams.

In der Retrospektive nehmt ihr nun gemeinsam Kritikpunkte am aktuellen Miteinander auf und versucht, die wichtigsten davon (max. 2-3 pro Retro) durch neue Vereinbarungen, Strukturen oder ähnliches zu beheben. Einige Beispiele für gute Formate findest du am Ende dieses Artikels verlinkt.

Wann immer du nun mit den Arbeitsergebnissen deines Teams unzufrieden bist, bringst du dies konstruktiv in die Retrospektive ein. Gemeinsam findet ihr dann Wege, z.B. geeignete Feedbackzyklen aufzubauen, um in Zukunft besser zu sein. Wichtig ist, dass du als Führungskraft nichts streng vorgibst, sondern wo möglich auf Vorschläge der Mitarbeitenden wartest. So bleibt die Verantwortung für die Arbeitsqualität im Team, wo sie hingehört. Du bist lediglich eine weitere Quelle von Feedback - und ein Coach, der wichtige Hinweise und Hilfestellungen gibt, wo sie nötig sind. 

Hilfreiche Formate