Kreieren Sie ein selbstregulierendes System

19.07.2023

Das heutige Führungs-Bild: Wir genießen mit modernen Heizungen den Luxus, unsere Zimmertemperatur explizit wählen zu können. Wie viel anstrengender wäre es, wenn wir stattdessen die Stärke eines Holzofens durch Holzzugabe hoch und runter regeln müssten - mit dem Resultat, dass es mal zu heiß, mal zu kalt ist? Und wie viel entspannter wäre es, wenn auch Ihr Team ein selbstregulierendes System wäre, wo Sie nur die Ziele einstellen müssten anstatt manuell einzugreifen?






Stellen Sie sich zwei Formen von Heizungen vor. 

Die eine Heizung ist ein alter, stählerner Holzofen. Durch Zugabe von Holz - oder das Auslassen der Zugabe - regeln Sie mittelfristig die Temperatur im Raum hoch und runter. Das Ergebnis: Es ist irgendwie immer zu heiß oder zu kalt. Sie sind beständig damit beschäftig, die Temperatur zu regulieren. Und eine Änderung braucht Zeit - schließlich muss das hineingegebene Holz erstmal zu brennen beginnen.

Die zweite, moderne Heizung dagegen erfordert nur die Einstellung einer Wunschtemperatur, den Rest erledigt die Heizung selbst. Sie misst die Temperatur im Raum und berechnet, wie stark sie heizen muss, um zur stabilen Wunschtemperatur zu kommen. Die eingebaute Feedbackschleife erlaubt der Heizung, weitgehend unabhängig vom Anwender - Ihnen - zu arbeiten.

Welche Heizung würde Ihren Wohnkomfort besser unterstützen?

Und viel wichtiger: Welcher dieser beiden Heizungen entspricht Ihr Team?

Funktionierende Eigenverantwortung braucht Feedbackschleifen

Damit ein Team eigenverantwortlich arbeiten kann - also weitesgehend unabhängig von Ihnen - muss es so funktionieren wie die moderne Heizung: es braucht eine Feedbackschleife. Es muss wissen, wie seine Leistung ("Heizkraft") im Vergleich zu seinem Zielwert ("Wunschtemperatur") steht. Und Ihre Aufgabe als Führungskraft dieses Teams ist es nicht, die Quelle dieses Feedbacks zu sein!

Wenn Sie sich die Aufgabe auferlegen, Ihren Mitarbeitenden zu sagen "das ist gut so" oder "da muss noch mehr passieren", dann sind Sie wie der Holzofenbesitzer, der alle halbe Stunde die Raumtemperatur anpassen muss. 

Es geht nicht darum, dass SIE die Entscheidungen über Anpassungen für Ihr Team treffen.

Es geht darum, dass Sie Ihrem Team die Informationen zur Verfügung stellen, damit das Team diese Entscheidungen selber treffen kann!

Die Werkzeuge dafür sind Alignment und Transparenz. 

Alignment - es braucht ein gemeinsames Verständnis vom Ziel

Die moderne Heizung arbeitet erfolgreich, nachdem man ihr die Wunschtemperatur mitgeteilt hat. Genauso muss Ihr Team verstehen, was das Ziel der gemeinsamen Arbeit sein soll. Und dafür reichen nicht ein paar KPIs. 

Nach dem Golden Circle Modell braucht es ein Verständnis des WARUMs, des WIE und des WAS im Team. 

  • Das WAS ist das, was Sie erreichen wollen, z.B. den Absatz der Produkte um 15% im Vergleich zum Vorjahr erhöhen. Ist das WAS nicht bekannt, macht jede:r Mitarbeitende sein eigenes Ding.
  • Das WIE ist die Art, wie Sie dieses Ziel erreichen wollen, zum Beispiel durch die Einführung eines Online-Vertriebs. Ist das WIE nicht bekannt, sucht jeder seine eigenen Pfade. Das führt oft zu Verhalten, das außerhalb der kulturellen Richtlinien der Organisation liegt. 
  • Das WARUM ist der Grund, aus dem Sie dieses Ziel erreichen wollen, z.B. weil die Produktlinie aufgrund zu hoher Kosten sonst eingestellt wird. Das WARUM motiviert nicht nur, sondern es macht auch eine Priorisierung zwischen mehreren Zielen möglich, wenn es zu Ressourcenmangel kommt. Außerdem hilft es Angestellten, Alternativen zu entwickeln - denn Ihre Idee einer Strategie ist nicht immer die einzige oder beste!

"Alignment enables autonomy."
--Henrik Kniberg

Transparenz - ohne Informationen keine Anpassung

Die zweite Komponente der modernen Heizung - neben einem Regler für die Wunschtemperatur - ist der Temperaturfühler. Wenn die Heizung nicht wüsste, wo die Temperatur gerade steht, könnte Sie nicht gegenlenken. 

Und genauso braucht auch Ihr Team eine Standortbestimmung. 

Sie müssen also Informationen rund um Absatzzahlen, Fehlermeldungen, verbrauchtes Budget, zufriedene Kunden und was Sie sonst noch so als Ziele gesetzt haben mit Ihrem Team teilen - und zwar regelmäßig und zeitnah. 

Gehen Sie am Besten so vor:

  1. Besprechen Sie mit Ihrem Team, welche Informationen Sie brauchen, um die Zielerreichung zu messen.
  2. Überlegen Sie, in welcher zeitlichen Taktung Sie diese Informationen benötigen, um aus Änderungen effektiv zu lernen.
  3. Arrangieren Sie die Erstellung dieser Informationen - je zeitnaher sie verfügbar sind, desto besser!
  4. Bauen Sie einen Informations-Radiator in den Raum Ihres Teams, so dass jede:r die Informationen betrachten kann (z.B. ein Whiteboard, Plakate, etc.).

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